Trotz aussergewöhnlich gutem Regen in den letzten Wochen bleibt die Wassersituation am Kap stark angespannt. Um sich von der letzten großen Dürre zu erholen wird es lange Zeit dauern bis sich die Dämme erholt haben und während man in kleineren Orten noch relativ leicht helfen kann, fürchtet sich die Metropole Kapstadt vor Day Zero – der Tag an dem kein Wasser mehr aus dem Hahn kommt. 

Es ist schwer zu verstehen warum man nicht längst Entsalzungsanlagen in Kapstadt gebaut hat, denn die Probleme wurden vorausgesagt und kommen nicht aus dem Nichts. Neben der Dürre macht eben auch die stetig wachsende Einwohnerzahl und der steigende Tourismus der Stadt enorm zu schaffen. 

Der Theewaterskloof Damm bei Villiersdorp. Mit 480 406 000 m3 der größte Damm in den Westkap Region und damit der wichtigste für Kapstadt.

 

Wer die genauen Zahlen sehen möchte, die City of Cape Town stellt sie jeden Montag online hier zur Verfügung als PDF . Derzeit liegt das Volumen bei 36,8 % und die High Season steht erst noch vor der Tür. 

Die derzeitigen Regenfälle geben jedenfalls Hoffnung, denn in der Halbwüste Karoo hat es bei Beaufort West gestern gar das erste Mal seit den 70er Jahren geschneit und das zeigt auch was Südafrika für einen kalten Sommerbeginn erlebt. 

Meiner Ansicht nach liegt wie schon öfter geschrieben diese Entwicklung am El Nino und La Nina Phänomen und auch an den schmilzenden Polkappen. Dieser Umstand bedeutet, dass die Regionen die näher an den Polen liegen in Zukunft kälter werden, die restlichen Regionen allerdings auch viel trockener und wärmer. Die diesjährige Weltklimakonferenz zeichnet jedenfalls ein sehr düsteres Bild und auch Deutschland muss in der Hinsicht viel mehr tun als bisher. 

Bleiben wir also zuversichtlich dass sich etwas ändert, nicht nur in Südafrika. 

Ansonsten erwähnenswert sind was Kapstadt angeht Projekte, die so gar nicht zu der derzeitigen Situation passen, denn im Zentrum soll nun das höchste Hochhaus Kapstadts entstehen, was ja nun auch wieder Unmengen Wasser kostet wird. 

Großes Sorgenkind der Südafrikaner ist derzeit aber auch die Rugby Nationalmannschaft, die es einfach nicht schafft konstante Leistungen zu bringen.
Guten Ergebnissen in den letzten Monaten wie etwa eine hauchdünne Niederlage gegen die Überflieger der All Blacks .
Am letzten Wochenende verloren die Springboks desaströs 3:38 in Dublin gegen die starken Iren. 

Diverse Altmeister des Szene wie ehemalige Nationalspieler und -trainer fordern die Entlassung von Nationaltrainer Allister Coetzee, dessen Personalie von Beginn an für Unmut gesorgt hatte. 

Und mit der Niederlage nicht genug. Gestern bekamen die Rugby Fans in Südafrika einen weiteren Dämpfer eingeschenkt, denn die Weltmeisterschaft 2023 findet nun trotz der ambitionierten Bewerbung Südafrikas bei uns in Europa in Frankreich statt. Vielleicht werde ich mir dort mal ein Spiel ansehen, aber es ist ja noch lange hin. Freuen wir uns also erst auf die WM im nächsten Jahr in Japan. 

Tja, und dann gibt es ja noch das stets leidige Thema Politik. Während zu Mandela’s Zeiten und auch bei dessen nicht sonderlich brillianten Nachfolgern stets die Hoffnung auf die Regenbogennation herrschte, ein vereintes Südafrika in dem alle Menschen friedlich zusammenleben zu schaffen, hat Jacob Zuma das Land mit seiner dummdreisten Art in eine unangenehme Lage gestürzt. Mit der offen gelebten Korruption und besonders mit den schmierigen Geschäften mit der Gupta Familie hat Zuma die Armut im Land verstärkt und Südafrika zu einem Selbstbedienungsladen für Wirtschaftsgangster gemacht. 

Doch es wird immer enger für Zuma. Wie auch bei Trump in den Staaten kommen immer mehr pikante Details seiner kriminellen Machenschaften ans Licht. Einen wichtiger Faktor hierbei ist ein vor wenigen Tagen erschienenes Buch mit zahlreichen geleakten Informationen rund um den Despoten Zuma. Ich hoffe diesmal ist er dran und man stoppt ihn bevor er noch schlimmeres anstellt und seine Vetternwirtschaft weiter in das Parlament trägt, derzeit macht sich eine seiner vielen Ehefrauen stark für ihre Präsidentschaft. 

Wenig hilfreich für Zuma sind hierbei die Nachrichten aus dem Nachbarland Zimbabwe, wo auch ein Robert Mugabe seine Frau als seine Nachfolgerin ins Spiel brachte. Vorgestern hat das Militär das Heft in die Hand genommen im krisengeplagten, bitterarmen Zimbabwe, der einstigen Kornkammer des afrikanischen Kontinents. 

Mugabe, der das Land stetig seit seiner sog. Befreiung von den Kolonialisten abgebaut und ausgebeutet hat, steht derzeit unter Hausarrest und ehrlich gesagt wünsche ich ihm und seiner Brut ein ähnliches Schicksal wie anderen Tyrannen und dass der Mob die Geschichte zuende bringt. Das klingt hart, aber so ist es auch gemeint. Keine Gnade….

Welche Frage bei solchen Ereignissen jedoch immer im Raum steht ist: Was kommt nach Mugabe? 

Es gibt verschiedene Theorien und das Gerücht, dass die Chinesen mit an der Destabilisierung in der Region wirken heisst in meinen Augen nichts Gutes, wenn es denn stimmt. 
Es wäre jedenfalls ein Riesenfortschritt wenn Zimbabwe frei wäre und die Menschen dort im Zuge dieser Freiheit mit viel Fleiss und Euphorie ihr Land wieder aufbauen würden, welches einst die Kornkammer des afrikanischen Kontinents war. 

Das Monster und seine „Bitch“. Mugabe mit Ehefrau Grace.

Eine erfolgreiche Befreiung Zimbabwe’s könnte auch ein gutes Signal für Südafrika sein. Bisher hat die erschreckende Entwicklung dort nur als abschreckendes Beispiel gezeigt was passiert wenn man die Weissen aus dem Land treibt, bei einer Befreiung aber könnte Zimbabwe zum „role model“ für Südafrika werden und der beginn für einen Neuanfang im gesamten südlichen Afrika sein. 

Ich würde es mir wünschen, es ist schwer mit anzusehen wieviel Potenzial dort unten verplempert wird durch sog. „Bad leadership“. 

So, und das war es dann mal wieder zur aktuellen Lage in Südafrika. Ich schaue derzeit fleissig nach Flügen und ob sich die Wassersituation in Kapstadt tatsächlich entspannt. Es juckt schon wieder und gerade in diesen Tagen wo es in Deutschland draussen nicht gerade einladend ist und immer wieder schwirren meine Gedanken in Richtung Kap. 

Achja, und last, but not least. Ich habe gestern Deon Meyers neues Buch „Fever“ in der Buchhandlung meines Vertrauens geholt.
Ich denke es wird wieder sehr spannend, auch wenn es diesmal um Science Fiction in Südafrika
geht, aber die Lesung in einem alten Gewölbekeller in Köln war wieder einmal sehr interessant und vielversprechend. 

Jedenfalls ist dieses Buch nun im Handel erhältlich und es liegt ein erstklassiger Endzeit-Roman vor, der mit der Karoo eine denkwürdige Kulisse bekommen hat. 
Und zum Abschluss noch eins. Ich kaufe nicht mehr bei Online-Shops, es sei denn es sind Dinge die ich im Umkreis von 30 Kilometern nicht kaufen kann und schon gar nicht bei Amazon.

 

Geht in den Buchhandel, es liegt an uns allen selbst etwas besser zu machen….

 

 

 

 

Written by Arnulf Diegel