Als der Politikstudent Manxwele Chumani die Statue von Cecil John Rhodes Anfang März mit Exkremten beschmierte, ahnte ich bereits, dass es schlechte Stimmung geben würde am Kap.
Was in den letzten Wochen folgte, befeuert von Aufrufen in sozialen Netzwerken, die ich immer kritischer sehe gibt einem schon zu denken. Immer massiver protestieren schwarze Studenten gegen Symbole der Kolonialisierung und Gleichstellung an Universitäten und erzielten gestern mit der Entfernung der Rhodes Statue an der Universität von Kapstadt einen ersten großen Erfolg.
Erbaut wurde diese Statue zu Ehren des Imperialisten Rhodes im Jahr 1934 von keinem geringeren als Sir Herbert Baker aus England, den man auch den „Architekt von Südafrika“ nennt.
Die Statue thronte bis gestern über dem Rugbyfeld mit Blick über den Campus, der von Cecil Rhodes gegründeten Universität, nun ist dort Platz für Neues geschaffen, nur für was?
Im Zuge dieser zweifelhaften Kampagne eines Mob’s wütend protestierender Studenten, hat die Geschichte nun im Land eine unbehagliche Eigendynamik angenommen.
Landesweit wurden mehrere Statuen beschädigt und das nicht nur durch Studenten, sondern auch durch die Partei von Julius Malema, den für Südafrika immer gefährlicher werdenden EFF.
Bisher sind dies folgende Statuen, die ich mit Links zu Artikeln der Aktionen versehen habe:
Rhodes statue – University of Cape Town
King George statue – Howard College
Paul Krüger statue – Church square Pretoria
Louis Botha statue – Parlement of Cape Town
Queen Victoria statue – library of Port Elizabeth
Statue of the Anglo Boer War – Uitenhage
Horse Memorial – Port Elizabeth
Jan Hendrik Hofmeyr statue – church sqaure Cape Town
Und hier nun meine Kritik zu diesen ganzen Auswüchsen: Zum einen bringt das Entfernen von Statuen die Menschen in Südafrika auch nicht weiter, zum anderen lenkt es von den wirklichen Problemen des Landes ab, wie z.B. der Stromkrise, der Wasserkrise und dem völlig unfähigen, korrupten Präseidenten des Landes Jacob Zuma.
Es ist eine Menge angestauter Frust herausgekommen in den letzten Wochen. Frust von den Kindern der Menschen, die nach Ende der Apartheid den ANC gewählt haben und der trotz großer Versprechungen nicht viel für die Menschen im Land getan hat. Das einzugestehen fällt schwarzen Afrikanern sehr schwer, also sucht man nun wieder die Schuld bei den Kolonialisten, so wie man es im maroden Zimbabwe auch gerne tut, wo bekanntlich die Entkolonialisierung vollends in die Hose gegangen ist.
Die jungen Studenten, die gerade in Kapstadt die Entfernung der Statue von Rhodes wie einen Sieg feiern, wissen sicher teils gar nicht was sie da ins Rollen gebracht haben, denn schon wenige Stunden später wurde mehrfach gefordert doch nun alle Statuen im Land zu entfernen und ab da geht mir als Südafrika-Liebhaber die Hutschnur hoch.
Ich fahre nicht nach Südafrika nur um mir die Big Five anzusehen, gut zu essen und auf den Tafelberg zu fahren. Ich fahre dorthin weil dort viele schöne, kulturelle Dinge wie solche Statuen geschaffen wurden, die zu der bunten Geschichte des Landes gehören wie auch Nelson Mandela.
Mit ihm haben die Menschen des Landes allerdings auch einen großen geistigen Führer verloren und in seinem Sinne wird dieser ganze Vandalismus derzeit sicher nicht sein.
Man kann nicht einfach die Geschichte auswischen in dem man Statuen demontiert und wenn diese Einsicht ins Land zieht sind dann vermutlich die schönen alten Gebäude dran und irgendwann dann eben die Menschen und schwupps, haben wir einen Bürgerkrieg in Südafrika und dem folgend dann ein zweites Zimbabwe.
Jedenfalls kocht die Suppe am Kap mal wieder und nach meinem Dafürhalten mehr als je zuvor. Im gleichen Zug dieser Geschichte, von deutschen Medien kaum wahrgenommen sind Ostern Menschen auf ein leeres Grundstück in Khaylitsha gerannt und haben dort Land besetzt. Initiiert wurde das Ganze von den EFF und bereits angekündigt so auch in Nobelvororten wie Camps Bay zu verfahren. Arme Menschen werden nun missbraucht als nützliche Idioten und es fällt leicht sie aufzustacheln, dafür ist der Bildungsstandart einfach zu niedrig um zu realisieren wer an der derzeitigen Situation am meisten Schuld trägt.
Apropos EFF, natürlich hat auch Julius Malema, der wie vorher berichtet gerne der neue Diktator am Kap werden würde, sich zu dem Fall der Rhodes Statue geäussert. Auch für ihn ist das gerade der Anfang, allerdings der Anfang von etwas ganz schlechtem und ich hege tiefste Abneigung für jene die dorthinfahren und im Anschluss den Gutmenschen geben und für all jenes Verhalten versuchen Verständnis aufzubringen.
Es ist alles nicht RECHT was dort gerade passiert, meine Meinung und wenn diese ganzen aufgebrachten Schöngeister so gegen die Kolonialisierung sind sollen sie es doch auch konsequent sein. Das im ganzen Land, gerade in Townships einem inflationär viele Coca-Cola Logo’s ins Auge stechen stört keinen dieser Dummköpfe, das schöne Statuen die eine Geschichte erzählen, sei sie noch so hartgewesen dagegen schon.
Ich bin gespannt wie es sich weiter entwickelt, jedenfalls werde ich es nicht unkommentiert lassen und dann entscheiden, ob meine Bindung zu dem Land so bleibt wie sie all die Jahre war.
Einen hab ich noch: Wenigstens hat jemand Humor bewiesen und eine schöne Statue von Präsident Zuma auf dem Lions Head platziert :DD:DD Leider wurde sie schon am nächsten Tag von einem humorlosen Idioten zerstört….
If a criminal like this can get a statue, so can I JZ.
Danke für den Beitrag.
Mit großer Besorgnis sehe ich die Entwicklung in Südafrika. Für immer verbunden mit diesem Land durch „unser“ Kind und der afrikanischen Familie, will ich, daß diese Verbundenheit bleibt. Ich will sie eben nicht aufgeben, weil ich Angst bekomme oder sich Dinge im Land zeigen, die mir nicht passen.
Was ist zu tun? Zufriedenheit schaffen?
Dann haben „Hetzer“ egal welcher Seite keinerlei Chance. Brennen bei uns nicht auch schon wieder Zufluchtsorte für Verfolgte? Trotz unserer Vergangenheit.
Nach meiner Meinung ist es wichtig „Leid“ auch einmal anzuerkennen und anzufangen auszugleichen. Zuerst einmal mit dem Wort „Entschuldigung“.
Schwierigkeiten habe ich bei dem Satz „…… so hart es auch sein mochte“, wenn man selbst die Härte durchgemacht hätte, wäre der Satz genauso?
Bedauerlich ist, das deutsche Medien kaum darüber berichten, auch wenn der Wind aus Afrika gerade nicht pro Europa ist, dann berichte „man“ schon wieder nicht mehr darüber!
Ob „alleine“ Bildung der Weg ist, zeigt dies ja gerade nicht, nach meiner Kenntnis war es ein Student der schwarzen Bevölkerung dem dies so wichtig war, der sicherlich genügend „Kopf“bildung hat. Was ist seine Verletzung? Wahrscheinlich die Generation „Free born“. Auch das reicht eben nicht. Das ist mehr Bauch als Kopf, nach meiner Meinung!
Ich möchte weiter dranbleiben, deshalb nochmals danke für den Beitrag.
Viele Grüße
Susannah
……aber leid wurde doch anerkannt, die Apartheid abgeschafft, zahlreiche Leute die in der Zeit Verbrechen begangen haben weggesperrt und die Wahrheitskomission ins Leben gerufen um eben miteinander zu sprechen und sich nach den Gedanken von Herrn Mandela zu versöhnen.
Der Frust kommt nicht nur durch Benachteiligung, sondern auch durch eigene Unzulänglichkeiten, immerhin hat der ANC zwar weniger Stimmen bekommen, aber immer noch eine 2/3 Mehrheit, was angesichts der Arbeit die Mr.Zuma ablegt fatal ist.
Wenn die Mehrheit stillschweigend einen solch korrupten wie geistig minderwertigen Chaoten wählt, statt vielleicht bei der Wahl auch mal schwarz und weiss zu vergessen, kommt dieses Land nie richtig auf die Beine 🙁