Nach 2,5 Jahren ohne zu reisen, entschloss ich mich kurzfristig den für dieses Jahr anvisierten Südafrika Aufenthalt vorzuziehen und schon im November ans Kap zu reisen. Ich wollte einfach nur wieder runter und die zu der Zeit niedrige Inzidenz von 3 pro 100.000 machte die Entscheidung noch leichter.
Am 17.Novemer stieg ich dann in Düsseldorf in den KLM Flieger um via Amsterdam nach Kapstadt zu reisen.
Bereits am Flughafen in Amsterdam stiess mir die lachse Haltung zur Maskenpflicht auf, so wie wir sie von den Niederländern durch die ganze Pandemie hindurch kannten. An Bord dann auf dem Flug nach Kapstadt das gleiche Bild. Nach der ersten Mahlzeit trugen viele Leute ihre Maske unter dem Kinn wenn sie sich durch den Flieger bewegten und manche trugen bis zur Landung gar keine Masken mehr.
Damit muss man leider rechnen, doch wundert es einen nicht dass diese Pandemie uns so lange beschäftigt. Nach einem ansonsten angenehmen störungsfreien Flug landete ich dann pünktlich um 21.30 in Kapstadt.
Ich bin dieses Mal nur mit Handgepäck gereist und war recht flott aus dem Flughafen raus um dann in Camps Bay mein Quartier für 4 Nächte zu beziehen.

Am nächsten Morgen ging ich erst einmal in Camps Bay den Strand auf und ab und realisierte, dass ich wirklich endlich wieder in Südafrika war. Am Mittag habe ich mir dann erst einmal bei Tigers Milk ein paar Bier gegönnt und liess mich einfach treiben.

Am nachmittag ging es dann kurz zur Teatime im Mount Nelson Hotel und vor dort auf besuchte ich einen Bekannte in Newlands zum Dinner. Von dort aus ging es dann noch ins einen Jazzclub in der Innenstadt und dann fiel ich abends auch gegen 12 völlig matt ins Bett.
Bis auf wenige Minuten im Keller des Jazzclubs fühlt ich mich die ganze Zeit vom Infektionsgeschehen um einiges sicherer als in Deutschland.
Was viele nicht wussten ist, dass Südafrika immer noch im Lockdown ist seit dem Pandemiebeginn dort. Die Regeln dort sahen zu dem Zeitpunkt noch vor, dass man zwischen 0.00 und 4.00 Uhr morgens sich nicht draussen aufhalten dürfte und jeder sich in seine 4 Wände zurückzog. Großveranstaltungen wie Konzerte, Rugbyspiele usw. in Stadien gar nicht oder unter Ausschluss der Öffentlichkeit, während in Europa fröhlich weiter die Stadien trotz wesentlich höherer Infektionszahlen gefüllt wurden und man in Köln fröhlich Karneval feierte.

In Kapstadt besuchte ich auch endlich mal das Rhodes Memorial, was schon lange auf meiner Liste stand. Allerdings hatte ich eine falsche Information was das Restaurant betraf, welches beim großen Feuer im letzten Jahr bis auf die Grundmauern runterbrannte. Es war schon hart oben anzukommen und kein Erfrischungsgetränk nehmen zu können, aber hat nicht sollen sein und so macht ich mich wieder auf den Weg zurück und traf mich mit einem Freund und wir gingen in Blouberg im Blue Peter Fisch essen.

Am Sonntag ging es dann per Flieger nach George und von dort aus via Uber nach Oudtshoorn, wo mich meine Mutter dann einsammelte.
Es folgten 3 Wochen in Prince Albert und Tagesausflügen in der Karoo. Nach so langer Zeit war es einfach wieder schön dort zu sein, Bekanntschaften zu pflegen und mit dem Jeep über Staubstrassen zu flitzen.
Wenige Tage nach meiner Ankunft kamen dann die ersten Berichte über die Omikron Variante und dann kurze Zeit später der „Travel ban“, der Südafrika enorm viel Geld gekostet hat.
Am ersten Tag waren es allein 48 Millionen € an Stornierungen, hysterische Touristen belagerten die Flughäfen und verfielen in Schnappatmungsmodus, während in der Karoo das Leben beharrlich seinen Lauf nahm. Die Leute mit denen ich sprach waren sehr aufgebracht. Es war für die Südafrikaner ein Sc lag ins Gesicht, dass sie so hart von der internationalen Gemeinschaft bestraft wurden, dafür dass sie so schnell die neue Variante entdeckt und gemeldet hatten.

Ich will jetzt nicht näher auf meine Tage in der Karoo eingehen, dazu kommen andere Beiträge. Ich möchte nur in diesem Beitrag darstellen, wie es sich angefühlt hat unten zu sein und die Sicht auf die Dinge aus südafrikanischer Sicht mitzubekommen.
Ich war jedenfalls fern davon ab zu jammern. Mir war es egal, dass mein Rückflug storniert wurde und ich einen Tag später als anvisiert nach Deutschland flog. Mir wäre es auch egal gewesen, wenn es länger gedauert hätte.
Das war nunmal mein persönliches Risiko, welches ich mit dem Erwerb meines Tickets eingegangen bin und irgendwie scheint es als wäre vielen Leuten das nicht bewusst. Das Reisen allgemein ein Risiko ist und um so weiter man sich von zu Hause entfernt, um so wahrscheinlicher ist es dass man etwas erlebt, im positiven wie im negativen.

Am Ende verbrachte ich nochmal 4 Nächte in Kapstadt mit meinem Neffen und seiner Freundin in einem Apartment in Camps Bay, wo es für mich zum Abschluss der Reise nochmal ordentlich Spass und Party gab.
72 Stunden vor Abflug dann eben noch den PCR Test und dann ging es Freitag nachmittag am 17.12. zum Flughafen.
Ich war der erste Gast an den Gates und anscheinend ging nur noch dieser eine Flieger an dem Abend. Ich habe es noch nie an einem internationalen Flughafen so leer erlebt.
Ich war der einzige Mensch der durch diese große Halle lief und ausser dem Duty Free Shop war lediglich ein Souvenirladen geöffnet, kein Restaurant, kein anderes Geschäft.

Es war gruselig. In Südafrika wurde noch mein Test kontrolliert und das ausgefüllte Formular usw. und dann ging es via Air France via Paris nach Hause. Da der Flieger nicht voll war konnte ich für relativ kleines Geld dann auch Business class umbuchen, was mir nach den Erlebnissen auf dem Hinflug mit KLM auch sehr recht war.

In Paris wurde dann gar nichts kontrolliert und ich fand mich an einem völlig überfüllten Flughafen wieder und von dort aus ging es nach Düsseldorf weiter, wo auch nichts, aber auch gar nichts kontrolliert würde.
Ich kam dann samstags mittags zuhause an und am Montag meldete sich dann das Gesundheitsamt, dass ich noch einen PCR Test machen muss, der dann negativ war. Trotzdem hiess es dann 2 Wochen Quarantäne nach deren Beendigung ich auch nochmal einen Schnelltest machen musste, auch wenn ich mir nicht erklären kann welchen Sinn das hatte.

Mein Fazit: Die 2 Wochen Quarantäne waren jede Minute der fast 5 Wochen Südafrika wert und ich würde alles wieder so machen. Mit welcher Hysterie die internationale Gemeinschaft Südafrika isoliert und geschadet hat war schlicht und ergreifend falsch.
Vor allem wenn ich mich an den überfüllten Flughafen in Paris und die einfach he Einreise nach Deutschland erinnere, wo zu diesem Zeitpunkt bereits sehr hohe Infektionszahlen vorlagen.

Es ist halt immer einfach mit dem Finger auf andere zu zeigen. In Südafrika wurde dieses Benehmen als postkoloniale Hochnäsigkeit wahrgenommen und das zu Recht.
Und was ich weiss: Ich wünsche mir insgesamt ehrlich gesagt gar nicht mehr das Reisen wieder so einfach wie früher wird, aber dafür das es wieder teurer wird.

Vielleicht bleiben einem dann Pauschaltouristen erspart und all jene die in einer wunderbaren Umgebung mal ein bißchen die Kuh fliegen lassen, statt sich intensiv mit Land und Leuten zu beschäftigen, Freundschaften zu schliessen und für beide Seiten eine Bereicherung zu sein.

Und ich hoffe, dass es dem Land bald wieder besser geht. Man wird Jahre brauchen um dieses Schlag ins Gesicht zu verdauen……..

Written by Arnulf Diegel