Eine Nation im Zwiespalt

Nun ist es soweit, die Rugby-WM hat gestartet und auch mich hat das Fieber gepackt. Die größte Überraschung war dann am letzten Samstag auch direkt das Spiel der Springboks gegen die Brave Bloosoms aus Japen, welches die Japaner sensationell nach großem Kampf mit 34:32 für sich entscheiden konnten.
Bitter für die Springboks, die trotz zuletzt bescheidener Leistungen als Favorit nach England gereist sind, zumal es im Vorfeld in Südafrika bereits heisse Diskussionen um die Aufstellung der Mannschaft gab.

Es ging hier allerdings nicht wirklich um Sport in den Diskussionen, als vielmehr um das in der Regenbogennation nach wie vor allseits beliebte Thema Transformation. Man möge mich entschuldigen, aber ich kann das Wort nicht mehr hören und für einen Europaer ist schwer nachvollziehbar was am Kap passiert, denn das Ganze ging sogar soweit, dass einzelne schwarze Spieler sich bei der COSATU beschwert haben, dem südafrikanischen Gewerkschaftsdachverband.


Ein Politiker einer Minderheitenpartei wollte gar per Gericht die Abreise der Mannschaft nach England verhindern, so weit sind Ideen die als Rosinen in irgendwelchen Köpfen im ganzen Rassenwahn entstanden sind mittlerweile gediehen.
Die Welt hat sich in einem interessanten Artikel mit dem Thema auseinandergesetzt: Südafrika’s Problem mit all zu weissem Rugby-Team
Aus unserer Sicht ist es grotesk, aber auch afrikanischer, schwarzer Sicht ein Geschichte die schon sehr ernst genommen wird. Ich versuche die Situation mal aus meiner Sicht zu beurteilen:

Man kann Trainer Heynenke vorwerfen, dass er bei der Zusammenstellung des Teams nicht gerade auf den Nachwuchs gesetzt hat. Die Bokke sind in die Jahre gekommen, Superstars wie etwa der Hüne Victor Matefield sind mittlerweile schon 38 Jahre alt, was in der härtesten Teamsportart überhaupt schon als biblisch bezeichnet werden kann. 13 der Spieler waren schon bei der letzten Wm dabei, eine Handvoll sind gar noch 2007 in Paris gegen England Weltmeister geworden.

Dass allerdings vor dem Turnier nun wieder Diskussionen um irgendwelche Quoten aufkommen, man einfach nicht anerkennen will, dass gerade das Rugby-Team in den letzten 20 Jahren Unglaubliches für das Land geleistet hat, ist für mich Sinnbild einer verbitterten Gesellschaft die weder die dunklen Zeiten der Rassentrennung, noch die sozialen Unterschiede die heute vorherrschen akzeptieren kann. Es geht hierbei längst nicht um Leistung, sondern rein um die Hautfarbe und das ist nach all dem was gewesen ist sehr schade.

Nun, wo die Mannschaft unglücklich verloren hat am Samstag wird es allerdings richtig eng für Meyer und es sind nur mehr die nach Transformation schreienden Gleichmacher die ihm auf die Pelle rücken, nein, es hagelt nun belweiss Scheisse und das von allen Seiten.
Ich habe selten erlebt, dass eine Mannschaft dermassen niedergemacht wurde nach einem solchen Spiel, auch wenn es natürlich bitter ist dass dem Gegner eine Chance von 1:1000 eingeräumt wurde.

Ansonsten ist das stattfindende Turnier eine großartige Werbung für den Sport und Eurosport zeigt die Spitzenspiele jeweils live. Ich habe bisher die meisten Spiele angesehen und war besonders von den Walisern und natürlich der Spielweise der All Blacks angetan. Den Sendeplan findet Ihr hier, ich würde mal reinschauen, denn es lohnt sich: Europsort Sendeplan Rugby WM 2015

Man muss sich einmal vorstellen, dass wir hier von dem drittgrößten Sportevent der Welt reden und bei uns in Deutschland findet dieser großartige Sport nur am Rand vom Rand statt. Die englische Wirtschaft rechnet mit Einnahmen durch dieses Turnier von ca. 3 Milliarden Euro (!!!) und das ist mehr als die olympischen Spiele oder eine Fussball WM abwerfen. Über den großen Gewinner englische Wirtschaft hat sich die Süddeutsche Zeitung mit folgendem Artikel Gedanken gemacht: England freut sich auf das Großereignis Rugby WM

Am Samstag heisst der nächste Gegner dann Samoa und dann werde auch ich wieder vor dem Bildschirm im Bokke-Jersey mit der Mannschaft fiebern. Wer das Ganze in der richtigen Athmosphäre erleben will, dem empfehle ich in seiner Stadt Ausschau zu halten welcher Irish Pub die Spiele überträgt. Eigentlich jeder der etwas auf sich hält………

arnie_springbok

Written by Arnulf Diegel